Eisenbahn im Weinviertel

1838 verkehrte die erste Dampfeisenbahn im Weinviertel im regelmäßigen Betrieb, das war österreichweit einzigartig. Die Linie der sogenannten Kaiser-Ferdinands-Nordbahn verlief zwischen Wien und Gänserndorf. Ein Jahr später wurde die Strecke bis Brünn, Tschechien, eröffnet. Zwei weitere Jahre später folgte die Strecke Wien-Stockerau, welche 1871 von der Nordwestbahn übernommen wurde und über Retz, bis nach Znaim, weitergeführt wurde. Eine besondere Errungenschaft dieser ist das Znaimer Viadukt über die Thaya, welches zu seiner Bauzeit um 1952 zu den höchsten Brücken Europas gehörte. Der westliche Teil des Weinviertels wurde schließlich durch die Franz-Josephs Bahn erschlossen. 1870 hat man die Strecke von Wien bis Eggenburg in Betrieb genommen.

Diese drei privaten Gesellschaften waren zusammen mit der Staatseisenbahn-Gesellschaft, für den Betrieb der Hauptbahnen des Weinviertels verantwortlich. Ziel dieser Hauptbahnen war die Verbindung der Industrie im Norden mit der Donau und dem Süden. Insbesondere die Nordbahn nahm es sich vor, die großen Eisen- und Kohlenvorkommen in Mähren mit Wien zu verbinden, wobei dafür ursprünglich eine Route von Brody (Polen) bis Triest (Italien) geplant war, diese wurde jedoch nie vollständig realisiert. Diese Nord-Süd-Handelsroute sollte die Ost-West Verbindung auf dem Wasserweg der Donau ergänzen. Schlussendlich reichten die Verbindungen der Nordbahn bis Brünn und Olmütz. Von diesen Bahnhöfen konnte über Prag, ab 1851, sogar Hamburg, einer der wichtigsten europäischen Häfen, erreicht werden. Relativ schnell stand fest: Die Nordbahn war ein voller Erfolg.

  • Die Menge der transportierten Güter steigerte sich von 29.917 Tonnen (1840), auf 17.033.171 im Jahr 1905.
  • Die Menge, der im Personenverkehr beförderten Passagiere, steigerte sich von 190.642 (1838) auf 13.822.065 im Jahr 1905.

Die Weichen waren also gestellt – das Weinviertel wurde umfangreich vernetzt und wirtschaftlich auf die nächste Ebene gehievt. Ein Beispiel für die Bedeutung der Eisenbahn ist einer der wichtigsten Bahnhöfe des damaligen Weinviertels, nein, ganz Österreichs. Der Verschiebebahnhof Strasshof war und ist noch immer gigantisch mit seinen zahllosen Gleisanlagen. Er beherbergt außerdem eines der letzten intakten Heizhäuser, welches darüber hinaus ein Museum ist und regelmäßige Eisenbahnfahrten anbietet.




Der Erste Weltkrieg führte einen herben Rückschlag für das Weinviertler Bahnnetz mit sich. Die strengen Friedensbedingungen der Allierten, welche Österreich auferlegt wurden, führten 1919 zu einem Verlust von 75% des Streckennetzes der Eisenbahn im Weinviertel. Was nicht zuletzt im Jahr 1923 verantwortlich für die Gründung der ÖBB war.


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